Dorumo (Teil 3)

Ich grabe eine kleine Bodenprobe aus und hole ein Gläschen voll Flusswasser. Ich schieße von allen um Umkreis von 30 m stehenden Pflanzen je ein Photo. Mein Skalpell trennt je ein Blatt ab. Dieses fummele ich von Handschuhen leicht behindert in je ein Gläschen und versiegle es sorgfältig. Dann marschiere ich schweren Herzens wieder zur Luftschleuse. Stiefel und Handschuhe lasse ich von Heißwasser reinigen, damit keine unbekannten Bodenorganismen ins Schiff geschleppt werden.

Die Probegläschen schiebe ich in die dafür vorgesehenen Halter der automatischen Laboratorien. Äußerer Aufbau, spektraler Rückstrahlgrad, Züchtungsversuche von Pflanzenzellen und Bakterien, Viren und vorbiotische Partikel, mögliche radioaktive Strahlung, Kristallisationsversuche und ihre Ergebnisse, nichts ist dem Zufall und dem Vergessenwerden überlassen. Selbst Inkubationsversuche an irdischen, insbesondere menschlichen Zellkulturen werden durchgeführt. Temperatur und Luftfeuchte werden variiert. Alle Ergebnisse werden einmal per Funk auf die weite Reise zur Erde geschickt, dann in einer kleinen Raumkapsel in einen sicheren Orbit um Dorumo geschossen und für mich spuckt der Drucker einen reich bebilderten Almanach über das Leben und den Boden in 30 m Umkreis um die KOELN.

Das Gesamtergebnis findet sich am Ende der Kurzfassung in einigen fettgedruckten Sätzen: "Die Aminosäurestrukturen bis hin zu einfachen Lebensformen (Bakterien, Bestandteile der Zellkerne und -Maschinen) sind mit denen der Erde identisch. Pflanzen und Tiere sind verdaubar. Es gibt allerdings einige giftige Enzyme, die aber genauso häufig auf der Erde vertreten sind." (Womit klar erwiesen ist, dass es den Lebenssporen schon seit Jahrmillionen gelungen ist, von Planet zu Planet zu reisen. Interstellare Reisen per Raumschiff ist längst Wirklichkeit auf der Ebene der winzigen Lebenssporen, die alle Erfindungen der Evolution überall herum tratschen.)

Der Sand am Fluss besteht übrigens aus Kieselsäure, Kalk und Spuren von Rost. Dem Universum ist auch hier nichts neues eingefallen.

Einzig das Flusswasser wimmelt von roten Einzellern, die bevorzugt an der Oberfläche nach den Schwefelbestandteilen der Luft gieren. Die automatischen Labors meinen, dass diese Einzeller von den Magensäften veranlasst werden, sich einzukugeln, und Sporen zu bilden, die dann den Weg allen Vergänglichen nehmen. Also völlig ungefährlich.

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