Das Jahrhundertwerk (Teil 3)

Wieder einmal gibt es etwas aus Qitas Küche zu essen. Danach legen sich die Kinder neben ihren "See" unter das hohe Blättergewölbe der nahen Bäume, um dem allmählichen Rinnen des Wassers zuzusehen. Insekten summen um sie herum. Ihre kleine Welt versinkt in mittäglichen Träumen.

Für Inti und Qita bedeutet das neue Leben harte Arbeit vom ersten Morgenrot bis tief in die tropische Gebirgsnacht hinein. Die Sonne geht hier früh unter, weil die Gebirgskämme im Westen schon bald am Nachmittag den Sonnenschein wegnehmen. Es ist dann zwar noch nicht dunkel, aber Inti ahnt, dass hier nicht soviel wachsen wird, wie unten in der Ebene am Meer.

Er und seine Frau sind jetzt jeden Tag dabei, Feld auf Feld eines umfangreichen Gartens anzulegen. Beide wissen, dass die Natur ihnen nur bis zum Beginn der Regenzeit Gelegenheit gibt, zu bauen, zu säen bzw. zu pflanzen und zu ernten. Während der Regenzeit werden sie im Schlamm versinken, wenn ihnen ihr fruchtbarer Boden überhaupt bleibt. Die Regen in dieser Ecke der Welt haben schon manchen Hang kahl gespült und manche Hütte in die Tiefe gerissen.

Die mitgebrachten Pflanzen haben sie gleich in den ersten Tagen gesetzt. Das größte Problem war es, genügend Wasser zum Angießen herbeizuschaffen.

Qita hat eine weiter weg liegende Quelle gefunden und von dort Wasser herbei geschleppt. Dann haben sie die Steine aus den Beeten zu Wällen aufgeschichtet, in der Hoffnung damit das Wasser in der Regenzeit ausreichend abbremsen zu können. Glücklicherweise liegt ihr Anwesen auf einer Art Plateau mit nur wenig Steigung. Aber die Company hat den künftigen Bergbauern eingeschärft, wie man die Äcker anlegen muss, egal wie steil oder flach sie auch immer sein mögen.

Nach fünf Tagen ist ein Laster vorbei gekommen und hat Süßkartoffeln zum Pflanzen gebracht, weiteres Saatgut und Essbares. Qoatl und Pakala haben sich über die süßen, saftigen Früchte in der Sendung hergemacht, die hier oben nicht wachsen werden. Überhaupt wird es hier oben nicht mehr alles so geben, wie im Tal.

Am zehnten Tag hat es ein bisschen geregnet. Der Regen ist warm gewesen und die Kinder sind draußen herum getollt. Qita hat ihnen die Haare gewaschen und sie durften die Seife im Regen heraus waschen. Pakala hat weinen müssen, weil sie die Augen nicht zulassen konnte. 'Was wissen kleine Mädchen im zarten Alter von bald 2 Jahren schon von Seife?' Qoatls Denken kreist um die Dummheit kleiner Mädchen. Seine dreieinhalb Jahre vermitteln ihm die Sicherheit, alles Wichtige der Welt bereits zu kennen.
So erklärt er seiner Schwester die Welt und besonders, dass man von Steinen krank wird, und ganz besonders wenn man sie in die Zinkwanne an der Quelle wirft.

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