Dorumo

© Ekkard Brewig, 5. Oktober 1996 / 22. Mai 2004

Die Quelle des Wissens

Wieder einmal wummert die moderne Techmusic durch Decken und Wände. Die kurzen Pausen zwischen den CD-Titeln reichen nicht, mich in den ersehnten Schlaf zu versenken. Ich riskiere einen verzweifelten Blick auf die roten Leuchtziffern meines Radioweckers: Gleich 6 Uhr. In meinem Kopfkissen scheint das Warp-Aggregat mein Raumschiff durch den Linearraum zu scheuchen. - Als die Triebwerke ihren Sound ändern, flackern Bilder der heran rasenden Oberfläche einer neuen Welt über die Bildschirme. Die Oberfläche von Dorumo wirft sich meinem Raumschiff entgegen.

Merkwürdig dunkelgrüne Baumriesen werden wie von einer Titanenfaust zur Seite gedrückt, als die Luftkissen den Raumer mit ein paar langsamen Schwingungen sanft auffangen. Die Bilder gleiten zur Seite, Minute um Minute. Um die unterschiedliche Höhe des Bewuchses auszugleichen regeln die Kissenventilatoren den Luftdruck in wildem Stakkato. Meine Anschnallgurte verhindern, dass ich aus der Pilotenschale gerüttelt werde.

Endlich, auf einer Sandbank im Bogen eines rot schimmernden Flusses habe ich Platz, die KOELN herunter zu lassen. Mit einem lauten Sirren streckt mein Schiff seine Teleskopbeine der neuen Welt entgegen.
Die Teller sinken mehr und mehr in den Sand, die KOELN schwankt noch ein wenig, bis die Hydraulik die Waage halten kann, dann herrscht Ruhe.

Ich schalte die Außenmikrophone ein und lausche dem Raunen dieser Welt unter der großen, roten Sonne Alpha Antares, genannt Eron. "Rot" heißt natürlich nicht, dass nun alles in ein rotes Eroslight gehüllt wäre. Auch die rote Farbe des Flusses hat nichts mit der Spektralverteilung von Eron zu tun, dafür muss es eine völlig andere Erklärung geben. Diese Sonne scheint rot, so wie Sol eben als gelb gilt. "Rot" heißt: nur eine winzige Abweichung von weiß, gerade soviel, dass menschliche Augen das Grün der mitgebrachten irdischen Pflanzen als eine Idee dunkler empfinden, als auf der Erde.

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